Blog|Cameroon|16 May 2022

Pete Garratt Programmdirektor berichtet über seine Reise nach Kamerun 

Pete Garratt

Eingebettet in die üppigen Hänge des aktiven Vulkans Mount Cameroon, dem höchsten Gipfel West- und Zentralafrikas, ist Buea auf den ersten Blick eine friedliche Stadt. Doch auf den zweiten Blick entdeckte ich auf meiner kürzlichen Reise die verräterischen Anzeichen eines Konflikts. Überfüllte informelle Siedlungen für Vertriebene, durch Granatsplitter beschädigte Gebäude, vernachlässigte Industrie, die die Beschäftigungsmöglichkeiten einschränkt, und vor allem Schulen, die aus allen Nähten platzen, während sie versuchen, den Zustrom zusätzlicher Kinder zu bewältigen, die in den letzten fünf Jahren angekommen sind. Während der Konflikt in der Ukraine Schlagzeilen macht, ist diese Ecke Kameruns Schauplatz eines eigenen Konflikts, in dem Rebellengruppen Bildung und insbesondere Schulen zum Schlachtfeld gemacht haben, indem sie Schulen stören, bedrohen und schliessen. 

  

Getreu dem Ethos von Street Child arbeiten wir mit grossartigen lokalen Organisationen zusammen und unterstützen sie in ihren Bemühungen Kindern Schutz zu bieten und den Schulbesuch weiter zu führen. Vincent, der Geschäftsführer von NADEV, charakterisierte unsere Partnerschaft als eine Partnerschaft des tiefen Vertrauens und lobte unsere Unterstützung, "die Schichten der Organisation abzuschälen und unsere spezifischen Prioritäten zu unterstützen". 

  

Vincent nahm mich mit, um die Likomba-Schule zu besuchen. Das sind drei Schulen, die sich ein Gelände teilen, das eigentlich gross genug für eine ist. Mit Unterstützung der UEFA-Stiftung haben wir Lehrer und ehrenamtliche Gemeindearbeiter mit den Fähigkeiten ausgestattet, Sport und Spiel zu nutzen, sowie grundlegende Beratungsgespräche, um Kinder jeden Alters zu ermutigen, sich zu engagieren und ihre Erfahrungen zu verarbeiten. Ich habe es besonders genossen, Victory, 12 Jahre alt, und ihre Klassenkameraden zu treffen, als sie ein einfaches Spiel spielten, das darauf abzielte, die verschiedenen Emotionen ihrer Freunde und Familien zu erkennen. Sie erklärte es mir.  "Ich habe eine trauernde gespielt, und habe gelernt, die Gefühle meiner Freunde zu erkennen und sie zu unterstützen." 

  

Eines Abends traf ich mich mit Margaret, der Gründerin der lokalen Organisation AMEF.  Bei einer Tasse Tee erzählte sie die Geschichten von Menschen, die aus ihren Häusern vertrieben wurden und wegliefen, um sich in Sicherheit zu bringen. Von schrecklichen Gräueltaten, die stattgefunden haben, von den unverhältnismässigen Auswirkungen, die Frauen und junge Mädchen erlitten haben, nicht zuletzt, als ihnen ihre Würde und ihre Möglichkeiten genommen wurden, das Lernen aufhörte und die Fähigkeit, für ihre Familien zu sorgen. Margaret und ihre Mitstreiter sind entschlossen, das Narrativ zu ändern und Initiativen zu starten, welche die Sicherheit, Freiheit und Möglichkeiten von Frauen wiederherzustellen. Es ist das Privileg von Street Child diese Vorhaben zu unterstützen. 

  

Margaret erzählte, wie sie kürzlich mit Büchern, die von Street Child und unserem Partner BookAid zur Verfügung gestellt wurden, ein Leseprogramm zu starten, das so gut gelaufen war. Kinder und Lehrer gleichermassen waren begeistert von dem Program und arbeiten gerne daran, die Lesefähigkeiten der Kinder zu verbessern. Daraus ist die Wiedereinführung des Schullesefestivals ins Leben gerufen worden  – etwas, das in den fernen Tagen vor dem Ausbruch der Kämpfe geschehen war.  Grüne Triebe, die Zeichen einer besseren Zeit sind, so hoffe ich.